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Bingo,
Mogli & Gismo - Das Trio.
Sie mag Füchse, die Frau Labarbe. Und so war
es auch nicht verwunderlich, dass sie dem Hilferuf einer Tierärztin
aus ihrer Nähe folgte. Zwei 14-jährige Jungs hatten
auf einem Feld einen Fuchswelpen gefunden, der kläglich
und vergebens nach seiner Mutter schrie.
Noch am selben Tag zog die etwa 14 Tage junge Fähe "Bingo"
bei Labarbes und den 10 Katzen dort ein.
In den ersten Tagen war die Ernährung schwierig. Bingo
war stark unterernährt, wollte aber nicht essen. Der
Grund: Spulwürmer.
Bingo war so stark befallen, dass die im Magen lebenden Würmer
einfach kein Hungergefühl zuließen. Also musste
Bingo zunächst zwangsernährt werden.
Mit 5 Lebenswochen wog sie dann aber bereits 540g und nachdem
alle Parasiten beseitigt waren, entwickelte Bingo sich zu
einer stattlichen Füchsin. Spazierengehen war ihre ganze
Leidenschaft, bis eines Tages ein kleines Unglück passierte.
Bingo schlüpfte aus dem Halsband und lief in Richtung
Wald. So viele neue Gerüche, alles so aufregend! Bingo
bemerkte nicht, dass ihre Mama ihr nicht durch das dichte
Unterholz folgen konnte.
Frau Labarbe und ihr Mann mussten die Suche nach Bingo abbrechen,
als es dunkel wurde. Und so verbrachte Bingo die Nacht im
Wald.
Am nächsten Morgen setzten Labarbes die Suche fort. Als
Bingo die Stimme ihrer Mutter hörte, traute sie sich
aus dem Versteck und lief zu ihr. Doch ihre Panik vor "Draußen"
war nicht wieder in den Griff zu bekommen. Bingo wollte von
dem Tag an nicht mehr raus und nachdem mehrere Versuche in
einem Chaos endeten, gaben Labarbes es auf.
Aus Bingos Tagebuch:
"Ich kann dieses Erlebnis nicht vergessen. Seitdem habe
ich Angst, nach draußen zu gehen. Scheu wie wir Füchse
sind, wollte ich nicht mehr raus. Warum auch? Hier steht mir
das ganze Haus zur Verfügung und ich habe sogar mein
eigenes Zimmer mit Balkon und Vollpension. Ich spiele mit
den Katzen und gewinne fast immer das >Katzenpfoten gegen
Fuchszähne - Spiel<.
Meine Pflegeeltern sind besonders stolz, dass sie mich so
schnell sauber hatten. Ich habe ein eigenes Klo in meinem
Zimmer. Ursprünglich war das eine Katzentoilette ohne
Deckel. Doch wir Füchse scharren vor der Verrichtung
unserer Geschäfte gerne und durch die niedrigen Wände
des Katzenklos, flog das Streu in alle Richtungen. Außerdem
wurde ich bald zu lang, oder das Klo zu kurz. Der gute Wille
war ja da, aber trotzdem ging's dann daneben. Darum habe ich
bei der Hausverwaltung ein größeres Klo beantragt
und dieses in Form eines Maurerkübels bekommen.
Wenn ich ehrlich bin, ist es auch nicht immer einfach mit
mir. Manchmal gehe ich das Holz der Treppe oder des Geländers
anknabbern und zweimal schon habe ich ein Stromkabel durchgebissen.
Beim letzten mal hätte mich das fast das Leben gekostet.
Stundenlang lag ich halb unter der Kühltruhe, von der
ich das Kabel zerbissen hatte, und kam erst wieder los, als
Frauchen mich aufhob, weil sie dachte ich hätte so etwas
wie einen Herzinfakt. Tagelang taten mir alle Muskeln weh.
Aber ich will mich nicht beschweren, denn ich kann von Glück
reden, dass ich noch lebe.
Doch als schlauer Fuchs bringe ich das sofort wieder in Ordnung,
wenn ich Dummheiten gemacht habe und Frauchen mit mir schimpft,
weil ich wieder einmal die Waschmaschine ausgeräumt,
die Wäsche im Haus verteilt und teilweise kaputt gebissen
habe. Wie? Ganz einfach: Zu Frauchen aufschauen, den Kopf
schräg halten und den treuesten Fuchsblick auflegen.
Schon ist die Welt wieder in Ordnung. Denn nachtragend sind
wir Füchse nicht- und Frauchen auch nicht.
Wenn ich morgens das Klappern der Kaffeetassen höre,
läuft mir schon das Wasser im Schnäuzchen zusammen.
Dann hält mich nichts mehr. Ich laufe die Treppe herunter,
springe in der Küche auf die Bank und setze mich brav
mit an den Frühstückstisch. Was gibt es schöneres,
als ein köstliches Marmeladenbrot. Schön geschmiert
von Mama. Habe ich danach noch Lust auf ein rohes Ei, mache
ich freiwillig >Sitz< und gebe Pfötchen."
Larbabes wollten einen Artgenossen als Gesellschaft für
Bingo. Ein paar Jahre später war es soweit. Spaziergänger
fanden einen verwaisten Fuchs. Die Anfrage beim Jäger
ergab das Übliche: "Werfen Sie ihn an die Wand!"
Jäger eben. Glücklicherweise nahmen die Spaziergänger
Kontkat mit demselben Tierarzt auf, über den auch Bingo
zu Labarbes gekommen war. "Mogli" kam also zu Labarbes.
Bingo übernahm die Mutterrolle. So hielt sich die Arbeit
mir Mogli in Grenzen. Allerdings war dadurch auch mit Mogli
an Spaziergänge nicht zu denken, so dass sich recht schnell
zeigte, Mogli würde der Partner von Bingo werden.
Aus Moglis Tagebuch:
"Unsere Wohnung hat einen Balkon. Darauf laufe ich gerne
mal, weis aber immer die offene Tür in meinem Rücken.
Und sobald mir etwas komisch vorkommt, kann ich schnell wieder
verschwinden. Auf den Balkon kommt auch Bingo mit. Zusammen
liegen wir dann gerne in der Sonne, beobachten was unten auf
der Straße so passiert oder spielen.
Obwohl ich nun wirklich keine Angst vor Futterknappheit haben
muss, bin ich ziemlich verfressen. Ja, das muss ich zugeben.
Ich könnte immerzu spachteln. Zwar mag ich keine Eier,
dafür liebe ich Weintrauben. Am schönsten ist es,
wenn Frauchen sie mir zuwirft. Ich fange sie dann mit der
Schnauze auf und lasse sie mir schmecken. Und wenn ich meine
Portion Hundefutter verputzt habe, gehe ich schnell mal bei
Bingo und den Katzen schauen, ob da noch was für mich
zu holen ist."
Bingo und Mogli leben in einer Einehe, wie sie eigentlich
für Füchse üblich ist. Nur wollen wir ja keine
Füchse züchten. Damit eine natürliche Verpaarung
der Beiden nicht zu Nachwuchs führt, wurde Bingo sterilisiert
um Mogli nicht die Möglichkeit zu nehmen, eventuell doch
noch zu gehen.
Zwei Jahre später aber kamen die Beiden doch noch zum
Kinderglück. Der kleine Gismo sollte als Adoptivwelpe
bei Bingo, Mogli und den Labarbes aufwachsen. Ein junges Paar
findet auf der Heimfahrt von einem Konzert den klitschnassen
Gismo im Straßengraben. 20 Meter weiter auf dem Feld
liegt die erschossene, blutüberströmte Mutter. Zwischen
Tierliebe und Angst hin und her gerissen, fallen den jungen
Leuten alle Gruselgeschichten ein, die von der Jägerschaft
über den Fuchs verbreitet werden: Niemals anfassen! Tollwut!
Fuchsbandwurm!
Doch wo bekommen sie Hilfe? Über die Untere Jagdbehörde?
Die Leute glauben ihren Ohren nicht zu trauen: „Sie
haben das Tier unrechtmäßig der Natur entnommen“,
sagt der Mann am Telefon, „bringen Sie es mal schnell
wieder dahin, wo sie es weggenommen haben. Irgendwo wird schon
ein erwachsener Fuchs sein, der sich um den Welpen kümmert.
Und wenn nicht, ist das eben der Lauf der Natur und die Welpe
wird verenden. Sie jedenfalls haben nicht das Recht in den
Kreislauf der Natur einzugreifen. Aber wenn Sie wollen, schicke
ich Ihnen den Jagdpächter, der erschießt den Fuchs
in Ihrer Garage." Fast genau so ernüchternd der
Anruf bei einer Wildtierauffangstation: „Bringen Sie
den Fuchs her, wir schläfern ihn ein und entsorgen ihn.
Es gibt 40% zu viele Füchse, darum geben wir keine Gelder
für die Aufzucht aus.“
Zum Glück für Gismo fand das junge Paar uns im Internet
und so brachten wir Gismo zu Labarbes. Um ihn nicht gleich
zu überfordern, verschieben wir die "Übergabe"
an seine neuen Fuchseltern auf den nächsten Tag.
Aus Gismos Tagebuch:
"Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel.
Ich werde in meiner Box in Labarbes Küche getragen und
auf dem Boden abgestellt. Die Tür öffnet sich. Soll
das heißen, ich darf rauskommen? Ich weiß nicht
so recht ... Doch es ist ruhig um mich ... Na gut, dann also
ganz langsam ... Vorsichtig, eine Pfote vor die andere setzend,
schleiche ich durch die Küche. Schnuppern ... Hier sind
Artgenossen von mir! Ganz klar! Ich kann sie zwar nicht finden,
aber ihre Witterung signalisiert: Keine Gefahr.
Erschöpft lege ich mich in eine Ecke. Gerne würde
ich ein wenig schlafen, der Tag war sehr anstrengend, doch
ich traue mich nicht. Der Mensch holt eine Dose Hundefutter,
hantiert damit herum und kommt langsam auf mich zu. Sofort
steigt wieder Angst in mir hoch. Doch die Stimme klingt so
freundlich und aus der Dose strömt ein so verlockender
Duft. Jetzt erst merke ich, was ich für einen Hunger
habe. Inzwischen sitzt der Mensch neben mir und hält
mir einen Brocken Futter hin. Ist das wirklich für mich?
Und sollte ich das überhaupt essen? Der Hunger gewinnt,
also was soll's. Erst mal den Bauch voll schlagen. Hmmm, lecker!
Stück für Stück darf ich futtern, bis die Dose
halb leer ist. Das genügt erst mal und irgendwie fühle
ich mich schon viel besser. Zum Nachtisch bekomme ich sogar
Yoghurt und zum ersten mal seit Tagen fühle ich richtig
wohl. Immer noch habe ich die Witterung meiner Artgenossen
in der Nase und immer noch signalisieren sie: Alles ok. Obwohl
für mich alles fremd ist, ist es gemütlich. Die
Müdigkeit drückt wie Blei auf meine Augen und ich
habe einfach das Gefühl, hier beruhigt ein Nickerchen
machen zu können. Ein bisschen vor sich hin dösen
kann ja nicht schaden. Ich schließe die Augen und im
selben Moment bin ich schon das, was ich eigentlich gar nicht
wollte: Tief und fest eingeschlafen. Im
Haus wurde es menschlich ruhig und nur wir Tiere waren zu
hören. Diese Geräuschkulisse war mir vertraut und
so schlief ich die ganze Nacht, bis in die frühen Morgenstunden
durch. Und das war auch gut so, denn die nächsten Tage
sollten für mich wieder sehr aufregend werden. Diesmal
aber im positiven Sinne, denn es gab für mich in meinem
neuen Heim ja noch unglaublich viel zu erkunden und ich freute
mich schon auf meine erste Begegnung mit Bingo und Mogli."
Bingo und Mogli akzeptieren Gismo als Pflegekind und so wächst
er "fast" natürlich auf. Dabei fliegen im wahrsten
Sinne des Wortes die Fetzen, wenn Papa und Sohn zusammen toben.
Aus Gismos Tagebuch:
"Ich stelle allerdings (leider) viel Blödsinn an.
So gefiel mir die Tapete in unserem Raum nicht und darum musste
sie weg. Kein Problem für meine spitzen Fuchs-Milchzähne.
Alles will ich meinen Artgenossen nachmachen, doch vieles
davon muss ich erst lernen, bevor ich es kann. Bingo liegt
mit Vorliebe auf der schmalen Holztreppe zum Speicher. Und
wenn Bingo das kann, dann kann ich das auch! Doch die Treppe
ist so glatt und immer wenn ich eingeschlafen bin, merke ich
es einfach nicht, wenn ich abrutsche. Aber Frau Labarbe, unten
in der Küche merkt es sehr wohl, wenn ich zum x-ten male
ein paar Treppen runterpoltere. Aber ich wäre nicht Gismo,
wenn ich mich von solchen Kleinigkeiten einschüchtern
ließe. Wenn Papa und ich so hintereinander her jagen,
kann es schon mal passieren, dass beim Versuch die Telefonbank
zu überspringen, die darauf liegende Mama samt Körbchen
heruntergefegt wird. Frau Labarbe meinte, wir würden
noch das Haus einreißen. Doch ich bilde mich auch, lese
mit Vorliebe Zeitung. Man sollte allerdings darauf achten,
dass ich sie als letzter bekomme. Denn ich habe die Angewohnheit,
die ausgelesenen Stücke einfach herauszureißen."
Gismo zieht um.
Das Gismo nicht bleiben würde, war voraus zu
sehen. Und ja auch nicht geplant. Je älter er wurde,
desto mehr gab es Rivalitäten zwischem ihm und Mogli.
Ganz logisch. Gismo entwickelt sich zu einem Fuchsrüden
und zwei Rüden auf so engem Raum kann nicht gut gehen.
Bei Felia in dem großen
Außengehege wäre Gismo gut aufgehoben. Dort hat
er eine Fähe und kann auch gleichzeitig zeigen, ob er
zur Auswilderung geeignet ist. Zum zweiten mal in seinem jungen
Leben zieht Gismo also um. Auf einen Tierhof, in die Freiheit.
Aus Gismos Tagebuch:
"Ich verabschiedete mich von Bingo und Mogli und dann
begann die Fahrt. Auf dem Hof angekommen, kam ich erst mal
in das Fuchshaus im Gehege. >Lassen wir Gismo bis morgen
besser hier drin<, meinten die Menschen, >damit er sich
erst mal an die neue Umgebung gewöhnen kann.<
Wie jetzt? Im Haus lassen? Nix da! Ich wollte wissen, wo ich
bin. Außerdem brannte ich darauf, Felia kennen zu lernen.
Draußen war es still geworden. Kein Mensch mehr zu hören,
sie waren auf dem Hof unterwegs. Diese Gelegenheit nutzte
ich gleich aus und buddelte mich unter dem Fuchshaus durch
ins Freie. Im Gehege kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Es war alles so aufregend, die vielen neuen Gerüche,
auf Waldboden läuft es sich ganz anders als auf Teppich,
Verstecke ohne Ende. Ich konnte unter Büschen herstreifen,
auf Baumstämmen herumturnen ... Und dann sah ich sie
zum ersten mal. Felia. Langsam ging ich auf sie zu, während
sie mich nur neugierig beäugte.
In den nächsten zwei Stunden waren wir alleine und ich
verrate jetzt nicht, was wir alles taten um uns genau kennen
zu lernen."
Etwa 1 Jahr blieb Gismo dort. Doch ihm genügte auch das
große Gehege nicht. Er wollte in die ganz große
Freiheit. Wir können daher seine Geschichte nicht weiter
schreiben.
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